Wissenschaft vs. Beziehungsmythen
Alltagskonflikte, Streit ums Geld, ständiger Gesprächsbedarf, Eifersucht, emotionale Verletzungen, Frust im Bett … Eine partnerschaftliche Beziehung birgt Risiken und Nebenwirkungen und lässt an manchen Tagen ratlos zurück. Doch warum überhaupt der ganze Stress? Könnte ich nicht viel zufriedener ohne eine Beziehung sein? Und sowieso: Muss man sich nicht zunächst einmal selbst finden, um eine zufriedenstellende Beziehung führen zu können? Das innere Kind heilen? Fragen, auf die es viele Antworten gibt – vor allem Online. Doch Berichte über Studienergebnisse, die sich regelmäßig in populären Online Medien finden lassen, sind für den Wunsch nach mehr Klarheit – auch in Beziehungsfragen – häufig nicht hilfreich, zum Teil sogar schädlich. Warum? Häufig werden Studienergebnisse verkürzt dargestellt, um möglichst viele Klicks zu generieren. So heißt es dann etwa “Studie beweist: Frauen lieben ihre beste Freundin mehr als ihren Ehemann” oder “Studie zeigt: US-amerikanische Forscher haben den Sinn des Lebens gefunden! Und zwar in der schönsten Nebensache der Welt: Sex”. Solcherlei Schlagzeilen, die sich regelmäßig in den populären Medien finden lassen, spiegeln aber viel mehr gängige Stereotype wieder als hilfreiches Wissen zu vermitteln. Sie bestätigen das, was wir alle längst über Beziehungen vermuteten … und legen dann noch eine Schippe drauf. Sie bilden die wirkliche Realität in Beziehungen nicht ab und schüren Beziehungsmythen, die nicht nur falsch sind, sondern Beziehungen auch ganz real schaden können: Solcherlei Medienberichte prägen unbewusst unsere Vorstellungen davon, wie Beziehungen funktionieren – unabhängig vom Wahrheitsgehalt dieser Schlagzeilen. Zwischen “Beziehungsskript” und gelebter Realität gibt es dann zumeist eine große Differenz, die Unzufriedenheit schüren kann. Fundierte und seriöse Berichte von Studienergebnissen lassen sich hingegen daran erkennen, dass sie zwar Ergebnisse in einer klaren, leicht verständlichen Sprache berichten, dabei aber immer mehrere Seiten der Medaille beleuchten. Denn Zusammenhänge sind vielfältig – wie auch Beziehungen.
Und wie sieht Beziehungsleben in Deutschland nun wirklich aus? Um dies zu untersuchen, hat sich couch:now gemeinsam mit der Universität Witten-Herdecke, Lehrstuhl für Klinische Psychologie und Psychotherapie III, und der Gesellschaft für Innovative Marktforschung einmal selbst daran gemacht, das Beziehungsleben von Menschen in Deutschland zu untersuchen. Im April 2022 wurden für “Die Deutschlandstudie zum Beziehungsleben” in einer Online-Studie 1.209 Menschen im Alter von 25-65 Jahren befragt, die aktuell in einer festen Beziehung leben oder in den letzten beiden Jahren gelebt haben. Anhand der Studienergebnisse wird im couch:now-Blog nun wöchentlich mit gängigen Beziehungsmythen aufgeräumt.
Episode 1: Kommt mit der Zeit die Unzufriedenheit?
6 von 10 Teilnehmenden der Studie leben in einer Beziehung, die bereits 10 Jahre oder länger andauert. Die Ehe ist dabei das vorherrschende Modell, auch wenn bei den unter 30-Jährigen erst einer von drei Befragten verheiratet ist. Doch kommt mit einer langen Beziehung – oder gar mit der Ehe an sich – früher oder später die Unzufriedenheit? In vielen Fällen nicht. Die Daten zeigen: Menschen, die bereits länger als 10 Jahre zusammen sind, sind im Schnitt zufriedener. Mit der Beziehung, aber auch mit ihrem Leben, ihrer beruflichen Situation, dem Familienleben, ihrer Freizeit und dem Haushaltseinkommen.
Was lässt sich hieraus nun lesen? Ein ursächlicher Zusammenhang lässt sich aus diesen Daten nicht ableiten. Es ist gut möglich, dass nach 10 Jahren bereits viele unzufriedene Paare glücklich getrennt leben. Was allerdings die allgemeine Lebenszufriedenheit von Menschen, die in lang andauernden Beziehungen leben, positiv beeinflussen kann, sind Werte, die mit der Zeit meist an Relevanz gewinnen: Ewige Probleme wurden akzeptiert, unrealistische Erwartungen an Partner:in und Beziehung ad acta gelegt und Vertrauen aufgebaut. Statt Leidenschaft stehen nun Stabilität, gemeinsame Fürsorge, Verlässlichkeit und Freundschaft stärker im Fokus vieler Beziehungen. In den ersten Jahren einer Beziehung werden Beziehungskrisen als deutlich belastender wahrgenommen. In Beziehungen von mehr als zehn Jahren steigt hingegen die Fähigkeit, mit Belastungen umzugehen (Resilienz) signifikant an. Krisen werden als weniger stark empfunden als zu Beginn der Beziehung.
Du möchtest mehr darüber erfahren, was das Geheimrezept vieler langer Beziehungen ist? Im Video “Wir lieben uns nicht mehr – ist Trennung die einzige Option?“ spricht Prof. Dr. Uli Clement darüber, wie sich Beziehungen mit der Zeit verändern können und was helfen kann, wenn die Leidenschaft gegenüber dem Partner / der Partnerin abgenommen hat. Das Video findest Du exklusiv im Programm couch:now für Beziehungsthemen. Eine Vorschau findest Du hier.
couch:now für Beziehungsthemen
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